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Sonntag, 01.05.2022 | 20.03 Uhr

rbbKultur

Programm

Bedřich Smetana
›Má vlast‹ (Mein Vaterland) – Sechs Symphonische Dichtungen

Mitwirkende

Ingo Metzmacher Dirigent

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Konzerteinführung als Podcast

Habakuk Traber im Gespräch mit Volker Michael von Deutschlandfunk Kultur

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Sehnsuchtsfluss in voller Länge

Die Moldau, immer wieder die Moldau. Gewiss, ein schöner Fluss mit mannigfaltigen Geschichten und pittoresken Ansichten. Insgesamt postkartenreif. Von seinen beiden murmelnden Quellen im Böhmerwald und im Bayerischen Wald findet das Sehnsuchtsgewässer aus Warmer und Kalter Moldau bald zusammen, bemächtigt sich mäandernd einer waldreichen Tallandschaft, adelt mit seinem Glanz die ohnehin prächtige Stadt Prag, passiert Burgen und Schlösser und jubelt schließlich nach knapp 430 Kilometern Strecke über die Vereinigung mit der Elbe bei Mělník.

Ach, das hat der Smetana ja schön gemacht mit seinem wundervollen Stück. Er hat gelauscht, geschaut und einen wogend-romantischen, ohrschmeichelnden Melodienstrom zu Papier gebracht, der seit 140 Jahren auf allen Notenpulten der Welt liegt und bezaubert. Eine Symphonische Dichtung, fürwahr! Der Tscheche liebte halt seine Heimat, die Natur und alles drumherum. Eigentlich schade, dass das »Traumschiff « hier noch nicht geankert hat. James Last wäre sicher begeistert gewesen, wenn sich nach seiner Titelmelodie ein Welthit zu den Wohlfühlbildern gesellt hätte.

Ein Welthit mit Hintergründen
Halt, genug Kitschgeklingel! Das hat Bedřich Smetana nun wirklich nicht verdient. Der Hit hat Hintergründe. Sie sind politisch. Und ›Die Moldau‹ steht nicht für sich allein. Sie bildet den zweiten Satz des Zyklus ›Má vlast‹ (Mein Vaterland), dessen Ausarbeitung der im ostböhmischen Litomyšl geborene Komponist im Jahr 1874 begann. Die insgesamt sechs Tondichtungen fasste er erst 1879 zusammen. Nicht einzeln, sondern im Zusammenwirken sollten sie Nationalstolz, Heimatliebe, Mythos und Sehnsucht nach einem unabhängigen Tschechien ausdrücken. Die Uraufführung fand schließlich am 5. November 1882 in Prag statt – und seine Landsleute verstanden sofort die Botschaft. Tschechien wurde damals von den Habsburgern beherrscht, die die Böhmische Krone vor langer Zeit kassiert hatten.

Der Zyklus in voller Länge
Viel zu selten wird der gesamte Zyklus in voller Länge aufgeführt. Auch das DSO muss hier bis zum Jahr 1976 zurückblättern. Auszüge folgten erst 1999; zuletzt dirigierte Santtu-Matias Rouvali 2017 ›Die Moldau‹ und Tugan Sokhiev 2018 ›Aus Böhmens Hain und Flur‹. Im vergangenen Jahr sollten endlich wieder alle sechs Tondichtungen auf dem Programm stehen, Ingo Metzmacher die Aufführung leiten. Doch die Pandemie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Am 2. April kann sich der ehemalige Chefdirigent des DSO endlich über die Realisierung freuen. Schon in seiner Amtszeit 2007–2010 überraschte er gerne mit selten gespielten Stücken und ungewöhnlichen Programmkopplungen.

Mit Smetanas Nationalepos ist er eng vertraut. Anfang 2019 dirigierte er es in Mannheim. Ein Kritiker urteilte damals: »Metzmacher fächert vor unseren Augen und Ohren quasi ein böhmisches Kaleidoskop auf. Er setzt auf dynamische Kontraste, auf deutlich sich voneinander absetzende Tempi, sucht nach den unterschiedlichen Farben und Stimmungen in diesem an genau solchen so unfassbar reichen Werk. Es ist Smetanas Heimat, die so zu ihrem Eigenrecht kommt.« Was in der ersten Tondichtung ›Vyšehrad‹ (die Königsburg aus grauer Vorzeit) von der Harfe in Bardenart als ursprüngliches Motiv anklingt, wird im Finale ›Blaník‹ aufgegriffen und zum befreienden Triumph gesteigert. Der Kreis schließt sich. Ein erfüllendes Erlebnis, für den Komponisten jedoch eine große Kraftanstrengung: Schon als er ›Die Moldau‹ ausarbeitete, war Smetana völlig ertaubt.

HELGE BIRKELBACH

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