Übertragung

Sonntag, 22.03.2020 | 20.03 Uhr

Deutschlandfunk-Kultur

Programm

Leoš Janáček
›Taras Bulba‹

Sergei Prokofjew
Violinkonzert Nr. 2 g-Moll

Sergei Rachmaninoff
›Symphonische Tänze‹

Mitwirkende

Edward Gardner Dirigent

  • James Ehnes Violine

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Zum Konzert

Der Brite Edward Gardner widmet sich in seinem Programm der Musik um Russland, dessen Verehrern und den Emigranten, bei denen das Exil die Liebe zur kulturellen Heimat intensivierte. Mit dem Kanadier James Ehnes hat er einen Virtuosen an seiner Seite, der noch als Student sein Europadebüt mit dem DSO gab und nun als weltweit gefeierter Künstler gern zum Orchester zurückkehrt.

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Leoš Janáček war nicht nur Vollblut-Tscheche, sondern auch von einer tiefen Russophilie erfüllt, die im Ersten Weltkrieg mit seiner Hoffnung auf den Zusammenbruch der Habsburgermonarchie nochmals eine Steigerung erfuhr. Sie schlug sich auch musikalisch nieder, etwa in der symphonischen Rhapsodie ›Taras Bulba‹. Bereits 1905 stieß er auf Gogols gleichnamige Erzählung über den Saporoger Kosakenführer und dessen Kampf gegen die Polen. Während des Krieges nahm sich Janáček das Werk erneut vor und gestaltete es zu einer balladesken Rhapsodie, in der er markante Episoden der Gogolʼschen Adaption nachempfindet – einschließlich des apotheotischen Schlusses mit Taras Bulbas Heldentod und seiner Vision von der Kraft des russischen Volkes.

Prokofjews Zweites Violinkonzert sollte das letzte Werk sein, das der Kosmopolit auf westlichem Boden vollendete, bevor ihn die Sehnsucht im Jahr 1935 zurück in seine Heimat trieb. Darin zeigt sich beispielhaft das Prinzip der »Neue Einfachheit«, mit dem er sich seinerzeit einer melodischen und mehr verständlichen Musiksprache zuwandte. In der Sowjetunion wurde der Stilwandel prompt als linientreues Bekenntnis zum sozialistischen Kunstideal ausgelegt und propagandistisch vereinnahmt. Dabei ist dieses sehr »klassische« Konzert aber vor allem Ausdruck von Prokofjews Weltbürgertum: »Es entstand in den verschiedensten Ländern, wodurch es zum Spiegelbild meines nomadenhaften Konzertierens wurde«.

Nicht weniger von Sehnsucht erfüllt war Rachmaninoff, der mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ein zweites Mal seiner Heimat beraubt wurde und wiederholt ins amerikanische Exil ging. Dort schrieb er im Sommer 1940 drei opulente Tänze symphonischen Ausmaßes, die sein Schwanengesang werden sollten. Durchsetzt von Schwermut und melodischer Gestaltungskraft, mit russischen Anklängen und Selbstzitaten scheint Rachmaninoff in dieser Krönung seines orchestralen Schaffens noch einmal Bilanz über das eigene Leben zu ziehen, das sowohl Freude als auch Leid erfahren hat.

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Edward Gardner

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