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Programm

Hector Berlioz
Ouvertüre zu ›Les francs-juges‹

Robert Schumann
Klavierkonzert a-Moll

Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr. 3 Es-Dur ›Eroica‹

Mitwirkende

Robin Ticciati Dirigent

  • Leif Ove Andsnes Klavier

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Konzerteinführung als Podcast

Habakuk Traber im Gespräch mit Volker Michael von Deutschlandfunk Kultur

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Gipfeltreffen der Rebellen
Wie oft muss man Ludwig van Beethoven gegen sich selbst verteidigen, Unbekanntes gegen Bekanntes, vor allem die »kleinen«, lyrischeren Symphonien gegen ihre »großen« Schwestern mit den Nummern Drei, Fünf, Sieben und Neun! Doch mit ihrer Heroisierung, der man heute skeptischer gegenübersteht, tut man auch diesen Unrecht. Die Schublade des siegreichen Heldentums ist für Beethovens Dritte, genannt ›Eroica‹, zu klein. Robin Ticciati stellt sie als Schlüsselwerk heraus, dessen Kühnheit zu unterschiedlichsten Antworten herausfordert. Einen völlig »neuen Weg« wollte der Komponist kurz nach 1800 einschlagen, zu einem Zeitpunkt, zu dem sich nicht nur sein künstlerisches Selbstbewusstsein festigte, sondern auch seine Ertaubung bedrohlich voranschritt.

Zeugnis seiner Verzweiflung, aber auch seiner Entschlossenheit, nicht aufzugeben, ist das erschütternde ›Heiligenstädter Testament‹ von 1802. Die gleichzeitig entstandene ›Eroica‹ transportiert seine Gedanken, wurde quasi zur ersten »Ideensymphonie« – ihre Ausbrüche und plötzlichen Schroffheiten, etwa die über 40 Fortissimo-Synkopen in der Durchführung, spiegeln Beethovens Haltung, »dem Schicksal in den Rachen greifen« zu wollen und sind zugleich mit den französischen Revolutionsmusiken verknüpft. Dass der Komponist die Widmung an Napoleon nach dessen Kaiserkrönung austilgte, die Symphonie aber unverändert ließ, zeigt sein Festhalten an den Idealen von 1789. Die Befreiungsidee manifestiert sich am klarsten im Finale, einem ausladenden Variationensatz auf ein Thema aus Beethovens Ballett ›Die Geschöpfe des Prometheus‹. Mit Prometheus, dem Lichtbringer, der den Göttern das Feuer raubte und die Menschen damit autonom machte, wurde Beethoven nach dem Erfolg der ›Eroica‹ bald selbst identifiziert.

Gegen die Philister
Das Erbe des »Titanen« war Ansporn und Hemmnis für die Nachgeborenen. »Wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen?«, seufzte Franz Schubert. Robert Schumann sah ihn als geistigen Ahnen und Verbündeten im Kampf um Echtheit und Tiefe der Kunst, gegen die konventionelle Biederkeit oder seichte Effekthascherei der »Philister«. Wie Beethoven ging es auch ihm um musikalische Grenzüberschreitungen, dabei allerdings eher um Ausdruck des eigenen Seelenlebens als um humanitäre Botschaften. Der Pianist Leif Ove Andsnes verortet denn auch Schumanns Musik im Bereich des Dialogs: »Ein Komponist wie Schumann hat zu einer anderen Person gesprochen … Seine Musik ist intim. Und damit ist er anders als Beethoven, der am liebsten zur ganzen Welt sprechen will.« Als Solist des Klavierkonzerts a-Moll kann Andsnes vor allem in der Durchführung des ersten Satzes und im zarten Intermezzo vielfältige Orchesterdialoge führen. Das Konzert, als eines der schönsten der Romantik gerühmt, ist damit kammermusikalisch durchgebildet und symphonisch strukturiert zugleich, auch dies eine Neuerung, die von Beethoven vorbereitet wurde. Im Finale allerdings gewinnt das konzertante Element die Oberhand, ein pianistischer Parforce-Ritt, der in seinem unablässigen Vorwärtsdrängen, im Wechsel des Charakters zwischen Walzer und Marsch ein wenig an den ›Marsch der Davidsbündler gegen die Philister‹ aus Schumanns Klavierzyklus ›Carnaval‹ erinnert.

Poetische Extravaganz
Rebellion, die hier auf instrumentalem Gebiet stattfindet, drückt Hector Berlioz in seiner Ouvertüre ›Les francs-juges‹ auch im Sujet aus. Das Vorspiel zur gleichnamigen unvollendeten und teilweise vernichteten Oper aus dem Jahr 1828 beschreibt in einer Mischung aus ›Freischütz‹ und ›Fidelio‹ ein Schauerdrama, in dem ein Liebespaar sein Volk von Tyrannenherrschaft befreit. Den Zeitbezug stellt das Hauptthema her, das entfernte Ähnlichkeit mit der ›Marseillaise‹ aufweist, zunächst harmlos leichtfüßig, dann siegreich schmetternd. Motivfragmente, deren Entwicklungen in harten, collageartigen Schnitten jäh abgebrochen werden, weisen Berlioz als legitimen Beethoven-Erben aus. In seiner Besprechung der Ouvertüre für die ›Neue Zeitschrift für Musik‹ äußerte Robert Schumann die Überzeugung, »daß gewisse Schulbank-Theoristen viel mehr geschadet als unsre praktischen Himmelstürmer und daß Protection elender Mittelmäßigkeit viel mehr Unheil angerichtet, als Auszeichnung solcher poetischer Extravaganz.«

ISABEL HERZFELD

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