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Übertragung

Freitag, 25.02.2022 | 20.03 Uhr

Deutschlandfunk-Kultur

Programm

Henri Dutilleux
›Métaboles‹ für großes Orchester

Maurice Ravel
Klavierkonzert G-Dur

Zoltán Kodály
›Tänze aus Galánta‹

Igor Strawinsky
Suite ›Der Feuervogel‹ (Fassung 1919)

Mitwirkende

Lionel Bringuier Dirigent

  • Lise de la Salle Klavier

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Konzerteinführung als Podcast

Habakuk Traber im Gespräch mit Volker Michael von Deutschlandfunk Kultur

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Magnet Paris

Ravel bedeutet für sie immer ein Heimspiel. Beide sind jung, waren früh schon erfolgreich, erfuhren ihre entscheidenden Vorbereitungen auf das musikalische Profileben am Pariser Conservatoire: die Pianistin Lise de la Salle, die aus Cherbourg, aus Frankreichs Norden, stammt, und Lionel Bringuier, Cellist und Dirigent, der seine Ausbildung ganz im Süden, in seiner Heimatstadt Nizza begann; ihr ist er bis heute künstlerisch eng verbunden. Sie sind die Rising Stars der in den späten 1980er-Jahren geborenen Künstlergeneration. Nun stellen sich beide mit Maurice Ravels Klavierkonzert dem Publikum vor, mit jenem Werk, in dem der Komponist seine Erfahrungen mit dem Jazz besonders deutlich und mit besonderem Esprit zur Geltung brachte.

Ein Knall entfesselt die Virtuosität des ersten Satzes; der zweite ist dem Ideal von Lise de la Salle wie auf den Leib geschneidert: Sie will das Klavier singen und darüber seine perkussive Natur vergessen lassen. Für dieses bezaubernde Nocturne, dessen Anfangsteil mit seinem melodischen Fließen so selbstverständlich klingt, brauchte Ravel lange, zum Verzweifeln lange, wie er meinte. Doch so entstand Kantabilität von einer Verführungskraft, die sonst nur an Ravels Spiel mit den Farben des Orchesters gerühmt wird. Das stürmische Finale steigert noch die Virtuosität des ersten Satzes.

Musikalische Einwanderer
Paris dient Lionel Bringuier gleichsam als inneres Thema für sein Programm mit dem DSO, Paris, die Weltstadt der Musik, in der die unterschiedlichsten Kulturtraditionen ein Quartier fanden und Wirkung entfalteten. Das Paris der 1920er-Jahre war die europäische Jazz-Metropole schlechthin. Ravel brauchte nicht nach Amerika zu reisen, um diese Musikrichtung in ihren vielen Schattierungen kennenzulernen, obwohl die Besuche in der Neuen Welt tiefe Eindrücke in ihm hinterließen. Paris wurde aber auch zur Zentrale, dann zur Residenz der Ballets Russes, der Pioniere eines neuen Tanztheaters. Strawinskys ›Feuervogel‹ ist unlösbar mit dem Aufstieg der Kompanie zum Weltruhm verbunden; und die Partitur, die der Komponist später etwas lässig als traditionsverhafteten Auftakt zu Kühnerem und Größerem abtat, sorgte über Jahre hinweg auch für seinen Ruhm, nicht nur in Frankreich. Bringuier wählte für sein Programm mit dem DSO die Suite, die der Komponist selbst 1919 aus der Ballettmusik zusammenstellte, und die reicher, üppiger, farbenprächtiger instrumentiert ist als die spätere Version von 1947.

Dem ›Feuervogel‹ stellt Bringuier Zoltán Kodálys ›Tänze aus Galánta‹ voran – wie einen Hinweis darauf, wie Motive aus der osteuropäischen Folklore nicht nur bei Strawinsky, sondern auch bei anderen Komponisten als Motor ihrer musikalischen Entwicklung wirkten. Das Werk, das seiner klanglichen Brillanz wegen auch als ein Konzert für Orchester bezeichnet wurde, hat zwar keinen direkten Bezug zu Frankreich und Paris, doch erinnert seine Instrumentierung daran, dass Kodály wie sein Freund Béla Bartók seine Orchestrierungskunst vor allem an französischen Vorbildern und an Strawinsky schulte.

Übersehene Mitte
Paris war aber auch die Stadt der Künstler, die nicht partout die spektakuläre Resonanz suchten. Zu ihnen gehörte Henri Dutilleux. Altersmäßig zwischen Olivier Messiaen und Pierre Boulez geraten, stand er meist in deren Schatten. Er verfolgte dennoch seinen eigenen Weg mit großer Konsequenz, Beharrlichkeit und Offenheit. Zum Repertoire gehören inzwischen vor allem sein Cellokonzert ›Tout un monde lointain…‹ und sein Violinkonzert ›L’arbre des songes‹. Mit dem Orchesterstück ›Métaboles‹ suchte er neue Arten der Formbildung. Der Titelbegriff verweist in der Rhetorik auf die Wiederholung eines Gedankens in immer neuen Worten, in der Biologie auf eine langsame, aber starke Metamorphose. Beides benennt, woran Dutilleux lag – »eine oder mehrere Ideen in unterschiedlicher Ordnung und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, bis sie nach und nach ihren Charakter vollständig verändern.« In diesem Prozess der Verwandlung werden die mittleren Stadien jeweils von bestimmten Gruppen des Orchesters übernommen, bis sich alle im Finale wieder vereinen. Die ›Métaboles‹ sind auch ein Konzert für Orchester.

HABAKUK TRABER

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