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Mit seinem Saisonmotto ›Kein Konzert ohne Komponistin!‹ hat das DSO in der Saison 2023/2024 nicht nur in Berlin, sondern auch international für Furore gesorgt.
Auf dieser Seite präsentieren wir Ihnen einen kleinen Rückblick. Das Anliegen, den Werken komponierender Frauen mehr Aufmerksamkeit und einen selbstverständlichen Platz in seinen Konzertprogrammen zu verschaffen, ist auch weiterin Aufgabe und Verpflichtung zugleich. Es begleitet das DSO ganz selbstverständlich in jeder Spielzeit.
Einführung Komponistinnen und ihre Musik Symposium Burning Issues
»Die Stunde der Frau in der Musikwelt hat geschlagen«
So lautete eine Prognose der britischen Komponistin Ethel Smyth am Anfang des 20. Jahrhunderts – sie ist bis heute nicht eingetreten. Sicher, Fanny Hensel oder Clara Schumann sind keine Unbekannten. Aber was ist mit Louise Farrenc, Lili Boulanger, Jessie Montgomery oder Camille Pépin? Die Musik dieser großartigen Komponistinnen ist kaum bekannt. Nur zwei Prozent aller gespielten Werke in deutschen Orchesterprogrammen stammen überhaupt von Frauen. Der Konzertkanon bis ins späte 20. Jahrhundert sei ein Männerclub, urteilte unlängst die Süddeutsche Zeitung – und auch danach wird es nur wenig besser.
Das war der Beweggrund des DSO, ab der Spielzeit 2023/2024 in Analogie zur »Feministischen Außenpolitik« der damaligen Bundesregierung eine »Feministische Programmpolitik« auszurufen, die das Augenmerk auf Rechte, Repräsentanz und Ressourcenausstattung von Frauen und marginalisierten Gruppen legt und dabei alle Arbeitsbereiche des DSO betrifft. Jedes Konzert des DSO sollte Musik mindestens einer Komponistin enthalten und ganz wunderbare Musik auf die Bühne bringen, die man anderswo kaum zu hören bekommt. Und deren Entdeckung längst überfällig ist.
›Kein Konzert ohne Komponistin‹ lautete also das Motto, das das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin durch seine Saison 2023/2024 begleitete. Es versprach – und lieferte – spannende, beeindruckende und mitreißende Begegnungen mit der Musik von Komponistinnen vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Komponistinnen und ihre Musik
Instrumentalkonzerte
- Ina Boyle Violinkonzert (04.05.2024)
- Unsuk Chin ›Šu‹ für Sheng und Orchester (30.08.2023)
- Olga Neuwirth ›... miramondo multiplo ...‹ für Trompete und Orchester (02.12.2023)
- Camille Pépin Violinkonzert ›Le sommeil a pris ton empreinte‹ (Deutsche Erstaufführung, 15.10.2023)
- Sadikova/Vivaldi ›Farbenzeiten‹ – Antonio Vivaldis ›Vier Jahreszeiten‹ in der Version von Aziza Sadikova für Oboe, Violoncello, Trompete, Schlagzeug und Orchester (30.03.2024) → Das außergewöhnliche Konzertprojekt rund um Naturbilder des 18. und 19. Jahrhunderts verband im ersten Teil des Abends Fanny Hensels zwölf Charakterstücke ›Das Jahr‹ (Lauma Skride auf dem Hammerklavier) mit einer Lesung aus Hölderlin-Gedichten (Bibiana Beglau). Im zweiten Teil erklang Aziza Sadikovas Bearbeitung der Vivaldi’schen Violinkonzerte für vier Soloinstrumente und Orchester.
- Clara Schumann Klavierkonzert (21./22.06.2024)
Orchesterwerke
- Lera Auerbach ›Icarus‹ (14.04.2024)
- Hildegard von Bingen ›O vis aeternitatis‹ für Chor a cappella (28.01.2024)
- Lili Boulanger ›D’un matin de printemps‹ (15./16.03.2024) + ›D’un soir triste‹ (11.05.2024)
- Charlotte Bray ›A Dark Doorway‹ (Uraufführung 17.02.2024, Auftragswerk des DSO)
- Anna Clyne ›Color Field‹ (23.11.2023) und ›Sound and Fury‹ (17.12.2023)
- Maija Einfelde ›And a Tricolour Sun Shines on Everything …‹ (10.03.2024)
- Louise Farrenc Ouvertüre Nr. 1 (17.05.2025)
- Helen Grime ›Meditations on Joy‹ (Deutsche Erstaufführung 22.10.2023, Auftragswerk des DSO)
- Fanny Hensel Ouvertüre C-Dur (05.11.2023)
- Elizabeth Ogonek ›Ringing the Quiet‹ (17.11.2023)
- Marianna von Martines Symphonie C-Dur (28./29.06.2024)
- Jessie Montgomery ›Strum‹ (01.10.2023)
- Thea Musgrave ›Song of the Enchanter‹ (06.12.2023)
- Morfydd Llwyn Owen Nocturen (25.04.2024)
- Florence Price ›Mississippi River Suite‹ (Kinderkonzert 12.11.2023)
- Kaija Saariaho ›Ciel d’hiver‹ (23.03.2024)
- Ethel Smyth Ouvertüre zu ›The Wreckers‹ (24.02.2024)
- Andrea Tarrodi ›Paradisfåglar II‹ (02.06.2024)
- Lotta Wennäkoski ›Om fotspår och ljus‹ (03.02.2024)
Kammermusik
Auch in den Kammerkonzerten der DSO-Saison 2023/2024 waren zahlreiche Werke von Komponistinnen zu hören, unter anderem von Grażyna Bacewicz, Amy Beach, Rebecca Clarke, Louise Farrenc, Fanny Hensel, Ursula Mamlok, Johanna Müller-Hermann, Dora Pejačević, Clara Schumann, Germaine Tailleferre und Rūta Vitkauskaitė.
Steckbriefe
Mensch und Musik auf einen Blick: Kurze biographische Skizzen, ein kleiner Überblick über das Œuvre, Zitate und Hörempfehlungen waren in allen Programmheften der DSO-Saison 2023/2024 zu finden und erlaubten einen kleinen Einblick in Leben, Werk und Wirken der vorgestellten Komponistinnen. Das Konzept der Steckbriefe wurde auch in den folgenden Spielzeiten fortgesetzt.
Symposium am 2. Juni 2024
»Kultur für alle, von allen und mit allen –
Feministische Musikpolitik«
Seinem Anliegen einer feministischen Musikpolitik ging das DSO im Rahmen des Spielzeitmottos ›Kein Konzert ohne Komponistin‹ auch im Rahmen eines Symposiums auf den Grund. Es fand am 2. Juni 2024 in Kooperation mit dem Staatlichen Institut für Musikforschung im Curt-Sachs-Saal des Musikinstrumenten-Museums neben der Philharmonie statt und widmete sich dem Thema in Vorträgen, Präsentationen und einer Podiumsdiskussion mit namhaften Expert:innen aus der Kulturbranche, der Musikwissenschaft und dem Orchestermanagement.

Publikation »Feministische Musikpolitik«
Ausführliche Informationen zum Programm, den Sprecherinnen und Vorträgen sowie der Artikel »Plädoyer für eine feministische Musikpolitik« sind in einer Begleitpublikation zum Symposium erschienen.
Gäste und Themen
- Begrüßung: Dr. Rebecca Wolf, Staatliches Institut für Musikforschung
- Keynote: Thomas Schmidt-Ott, »Kultur für alle, mit allen und von allen – Leitlinien für eine feministische Musikpolitik«
- Vortrag: Nicola Bramkamp, »Die Rolle der Frau im Kulturbetrieb – auf und hinter der Bühne«
- Vortrag: Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, »Konservativ-patriarchalische Rituale im Klassikbetrieb der Gegenwart«
- Vortrag: Prof. Dr. Rebecca Grotjahn, »Zwischen Kanon und Quote: Die Rolle von Komponistinnen in einer feministischen Musikpolitik«
- Podiumsdiskussion mit: Prof. Nicola Bramkamp, Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, Prof. Dr. Rebecca Grotjahn, Arno Lücker, Marlene Brüggen; Moderation: Shelly Kupferberg
›Burning Issues‹ am 27. Juni 2025
Konferenz zu Empowerment in der Kulturbranche
Das Konferenzformat ›Burning Issues‹, das seit 2018 Ungerechtigkeiten auf deutschen Bühnen verhandelt, hat sich mit dem DSO und der Interessenvertretung Freier Ensembles und Orchester (FREO) zusammengetan und nahm erstmals Kontexte aus Musik und Orchester in den Fokus. Kulturakteur:innen waren eingeladen, Arbeitsrealitäten sowie aktuelle Debatten zu Chancengleichheit, Ressourcenverteilung und politischer Positionierung in der Klassikbranche vielstimmig zu betrachten und zu diskutieren. Die Konferenz fand im Probensaal des DSO in den Wilhelm Hallen in Berlin-Reinickendorf statt.