Programm

Hans Zimmer
›The Dark Knight Trilogy‹ - Suite aus der Musik zu ›Batman‹-Filmen

Peter Eötvös
›The Gliding of the Eagle in the Skies‹

Béla Bartók
›Herzog Blaubarts Burg‹ – Oper in einem Akt (konzertante Aufführung)

Mitwirkende

Christian Schumann

  • Karen Cargill – Mezzosopran
  • Matthias Goerne – Bariton
  • David Nathan – Sprecher

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Robin Ticciati musste sich in der vergangenen Woche einem kleineren chirurgischen Eingriff unterziehen. Um ausreichend Zeit zur Genesung zu haben, gibt er die Leitung des Konzerts ab. Für ihn springt Christian Schumann am Pult des Orchesters ein. Das Programm bleibt unverändert.

Konzerteinführung als Podcast

Habakuk Traber im Gespräch mit Volker Michael von Deutschlandfunk Kultur

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Und immer wird nun Nacht sein

»Müssen wir wirklich alles über unseren Partner wissen? Ist es überhaupt wünschenswert, in einer Beziehung gar keine Geheimnisse zu haben? Bei mancher Geschichte ist es zweifellos besser, wenn der Deckel drauf bleibt und die Illusion des anderen nicht gestört wird. Deshalb warnt auch Herzog Blaubart die wissbegierige Judith immer wieder und immer eindringlicher, die Türen geschlossen zu halten, hinter denen er seine dunkelsten Geheimnisse verwahrt. Das alte Märchen vom frauenmordenden Herzog wird in Béla Bartóks einaktiger Oper zur antiromantischen Warnung im farbenreich impressionistischen Gewand. Denn auch in diesem Schloss werden die abgelegten Frauen des Verführers versteckt, jeweils charakterisiert durch eine ganz eigene Klangsprache, die ihren Höhepunkt beim Öffnen der fünften Tür findet.

Gefühlskonstellationen
Hat er sie wirklich ermordet? Sind es nur noch Einbildungen, ferne Schemen, die sich aus einem Schattenreich nähern? Bartók erklärt nichts, lässt die Klangwelten der beiden aufeinandertreffen, ohne die Spannungen jemals aufzulösen. Für die schottische Mezzosopranistin Karen Cargill (Bild) ist Judith nicht bloß das hilflose Opfer Blaubarts, sondern auch eine Frau, die mit ihren Fragen zumindest versucht, Kontrolle über den geliebten Mann zu erringen. Zweifellos manipuliert der Herzog seine neue Liebe, aber vielleicht manipuliert sie ihn auch? Bei der weiteren Erkundung des Kosmos Judith hilft ihr, dass sie mit dem Dirigenten Robin Ticciati eine künstlerische Freundschaft verbindet, dass die beiden sich bereits aus dem Konzertsaal und dem Aufnahmestudio vertraut sind, wo sie unter anderem Werke von Berlioz einspielten. Gefühlskonstellationen lotet zwar auch Mozart in seinen Opern aus, aber so extrem wie in dem Einakter von Bartók wird es dort selten. Der Zweikampf zwischen Blaubart und Judith ist für beide Beteiligten ein Wechselbad der übergroßen Emotionen.

Gleißen und Raunen
Auch der Bariton Matthias Goerne muss sich als Blaubart gegen ein großes Symphonieorchester durchsetzen, das der Spiegel des Innenlebens ist. Von gleißender Klangfülle inklusive Orgelklang bis zum leisen Raunen der Streicher, von auftrumpfender Selbstsicherheit bis zur kleinlauten Verzweiflung ist alles dabei, was ein entgleisendes Beziehungsgespräch anstrengend machen kann. Aber auch faszinierend, denn die beiden schenken sich nichts, bis das Orchester beim Öffnen der fünften Tür den wohl herrlichsten C-Dur-Akkord der Operngeschichte spielt. Danach beruhigt sich die Lage wieder, Ernüchterung macht sich breit. Ob Judith schließlich ermordet wird, ihr Ziel erreicht hat oder ob die Geschichte unentschieden ausgeht, bleibt offen.

Erhabenheit und Effekt
In der Schwebe hält auch der ungarische Komponist Péter Eötvös seine Komposition ›The Gliding of the Eagle in the Sky‹ aus dem Jahr 2012. Die scheinbar unbewegliche und unbewegte Majestät des Raubvogels wollte er mit diesem Auftragswerk des Baskischen Nationalorchesters hörbar machen. Volksmusik, die schon Bartók faszinierte, inspirierte auch ihn, auch er nutzt in seinem knapp viertelstündigen Werk die Klangmöglichkeiten des großen Symphonieorchesters, um die Zeit scheinbar anzuhalten. Mit ähnlichen Mitteln wie Bartók sie zur Innenschau seiner Hauptfiguren nutzt, schildert Eötvös die Erhabenheit der Natur und unser Staunen über die scheinbare Mühelosigkeit des Adlerflugs, der die unsichtbare Thermik nutzt.

Mindestens ebenso virtuos, vielleicht noch etwas skrupelloser und zielgerichteter verwendet der vielfach ausgezeichnete Filmkomponist Hans Zimmer die Effektpalette des klassischen Orchesters. Die Schwerelosigkeit des Comichelden Batman ist zwar von ganz anderer Art als die eines Adlers im Hochgebirge, aber Zimmer hat die Kompositionen seiner Vorgänger genau studiert, um die Einzelteile des Orchesters neu und originell zusammenzusetzen. Geheimnis, Bedrohung, Fremdheit und Unverständnis werden auch bei ihm zur eindringlichen Klangwelt.

UWE FRIEDRICH

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Freitag, 25.03.2022 | 20.03 Uhr

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