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»Écoles de Paris« – Radiokonzert am 6.4. im Deutschlandfunk Kultur

DSO-Musiker*innen plädieren musikalisch für Weltoffenheit, Vielfalt und Dialog

Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) ist zu Igor Strawinskys 50. Todestag am Dienstag, den 6. April um 20.03 Uhr im Deutschlandfunk Kultur mit einem groß besetzen Ensemblekonzert zu hören. Als Plädoyer für eine weltoffene Kultur nimmt der Mitschnitt vom 3. April aus dem Haus des Rundfunks Komponisten in den Fokus, deren Œuvre von der Verbindung musikalischer Traditionen ihrer Herkunftsländer mit den avantgardistischen europäischen Strömungen ihrer Zeit und deren Lebensläufe nach 1933 von Exil und Migration geprägt waren. Neben Strawinsky sind dies George Antheil, Jacques Ibert, Szymon Laks, Marcel Mihalovici. Einen Schwerpunkt bilden dabei Werke für größere Holz- und Blechbläserbesetzungen. Das Konzert steht im Anschluss im DSO PLAYER unter dso-player.de zum Nachhören zur Verfügung und erscheint als CD-Veröffentlichung beim Berliner Label eda records.

Als Ausgangspunkt des DSO-Kammerkonzerts am Dienstag, den 6. April um 20.03 Uhr im Deutschlandfunk Kultur diente Igor Strawinskys Oktett für Blasinstrumente, das der Jubilar im Pariser Exil schrieb. Von der kosmopolitischen Biografie Strawinskys inspiriert, erklingen selten bis nie aufgeführte Stücke von Komponisten, die nationale Traditionen mit avantgardistischen europäischen Strömungen verbunden haben. Das Programm demonstriert, dass Musik – entgegen einer Annahme national abgegrenzter Kompositionsschulen – stets von kulturellem Austausch geprägt war.

Als Sinnbild eines Europas der Offenheit, Toleranz und Freiheit gilt das Paris der 1920er-Jahre. Mitglied der ›École de Paris‹ – eines Zusammenschlusses von Komponisten verschiedenster Nationalitäten, deren Name Pate für den Titel des DSO-Konzerts steht – war Marcel Mihalovici, dessen ›Étude en deux parties‹ den Auftakt des Programms bildet. Wiederum Szymon Lukas studierte wie Jacques Ibert am Pariser Konservatorium. Beide standen im Austausch mit ähnlichen Verbünden wie der ›École‹, etwa der ›Association des jeunes musiciens polonais‹ oder der ›Groupe des Six‹. Und das Kammerkonzert des umtriebigen George Antheil, ebenfalls in den Zwanzigern in der französischen Hauptstadt wohnhaft, ist stark vom neoklassizistisch komponierenden Strawinsky beeinflusst.

Der Zweite Weltkrieg beendete die Kultur des Dialogs jäh. Aufgrund von rassistisch oder politisch motivierter Sanktionierung und Verfolgung sind viele der damals aktiven Komponisten heute kaum bekannt. Mihalovici überlebte in der ›Zone libre‹ in Südfrankreich. Laks war während seiner Inhaftierung in Auschwitz-Birkenau als Mitglied und späterer Leiter eines Lagerorchesters tätig. Nach seiner Befreiung 1944 aus Dachau kehrte er nach Paris zurück. Ibert widersetzte sich dem faschistischen Vichy-Regime; seine Werke wurden mit einem Aufführungsverbot belegt und er allen Ämtern enthoben. Antheil kehrte 1933 in sein Geburtsland Amerika zurück und betätigte sich in der ›Hollywood Anti-Nazi League‹.

Die Musikerinnen und Musiker des DSO wollen mit der Erinnerung an die Komponisten und ihr Schaffen ein Zeichen gegen wiederaufkeimende nationalistische Bewegungen und identitäre Dogmen setzen. Das Konzertprogramm wird in Koproduktion mit Deutschlandfunk Kultur beim Berliner Labels eda records, das sich seit vielen Jahren für die Entdeckung und Wiederentdeckung von Komponisten einsetzt, die wegen ihrer Abstammung oder ästhetischen Ausrichtung unter den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts verfolgt, vertrieben und ermordet wurden, aufgenommen und auf CD veröffentlicht.

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Ansprechpartner:

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Benjamin Dries, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

T +49 (0) 30 20 29 87 535

F +49 (0) 30 20 29 87 549

presse@dso-berlin.de