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Filmpremiere ›IM EXIL – VON GÖTTERN UND MENSCHEN‹ Teil III am 14.1.

Robin Ticciati und das DSO präsentieren den Abschluss des Konzertfilms im DSO PLAYER

Am Donnerstag, den 14. Januar 2021 um 21 Uhr veröffentlicht das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) den dritten Teil seiner Konzertfilmreihe ›IM EXIL – VON GÖTTERN UND MENSCHEN‹. Das Finale der Sounding-Images-Produktion wurde im Berliner Club Sisyphos gedreht, Regie führte – wie schon für die ersten beiden Teile – Frederic Wake-Walker. Unter der Leitung von DSO-Chefdirigent Robin Ticciati steht das Werk ›Dusty Rusty Hush‹ des Komponisten Ondřej Adámek im Zentrum der Klang- und Raumerkundung, eingebettet in performative Improvisationen, die ein Kollektiv aus Orchestermitgliedern gemeinsam mit Wake-Walker und Adámek entwickelt hat. Die Premiere des rund 30-minütigen Films findet im DSO PLAYER unter dso-player.de statt, wo alle Filme für 30 Tage kostenlos als Video-on-Demand zum Nachsehen abrufbar sind – die Teile I und II noch bis zum 17. Januar, Teil III bis zum 14. Februar.

Rhythmisch schnaubend und metallisch dröhnend steht ›Dusty Rusty Hush‹ von Ondřej Adámek im Zentrum des dritten Teils des DSO-Films ›IM EXIL – VON GÖTTERN UND MENSCHEN‹. Der in Berlin lebende Tscheche schrieb sein Orchesterstück anlässlich der Stilllegung eines Stahlwerks, dem heutigen Industriemuseum in Brandenburg an der Havel, in dem alle Angestellten ihre Arbeit niederzulegen gezwungen waren und auf einen Schlag entlassen wurden. Der Berliner Club Sisyphos, der sich in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Hundekuchenfabrik befindet, bildet als Drehort mit seinem industriellen Charakter eine visuelle Verbindung zum Inhalt des Stücks. Darüber hinaus steht das Sisyphos als bedeutender Kulturraum der Berliner Szene, in dem das Leben bis März 2020 pulsierte, sinnbildlich für all die durch den Corona-bedingten Lockdown unbespielten Einrichtungen. Neben Adámeks Werk präsentiert der Konzertfilm die Ergebnisse kreativer, performativer Sessions mit und ohne Instrumente, die der Komponist und der Regisseur Frederic Wake-Walker gemeinsam mit Robin Ticciati und einem Kollektiv aus Orchestermitgliedern entwickelt haben. ›IM EXIL – VON GÖTTERN UND MENSCHEN‹ möchte eine Standortbestimmung von Kulturschaffenden in der Pandemielage vornehmen und bietet Gelegenheit zu Selbstreflexion und zur Begegnung miteinander.

Chefdirigent Robin Ticciati: »Wenn die Konzertsäle leer sind, wo kann dann die Musik erklingen? Ein Teil der Lockdown-Herausforderung besteht darin, unseren künstlerischen Blick neu zu formulieren. Der abschließende Teil dieses DSO-Films bringt die industriellen Klänge von Adámeks ›Dusty Rusty Hush‹ mit der Underground-Atmosphäre des Berliner Sisyphos zusammen. Der Klebstoff zwischen all dem ist das schlagende Herz unserer Musikerinnen und Musiker: tanzend, improvisierend, atmend.«

Regisseur Frederic Wake-Walker: »Im dritten Teil von ›IM EXIL‹ beschäftigen wir uns mit der Frage, was geschieht, wenn es gar keine Götter mehr gibt – und wir fragen weiter, was mit unserer Menschlichkeit passiert. Sisyphos ist dafür eine Inspiration: Der Mann, der für seinen Betrug an den Göttern damit bestraft wurde, dass er immer und immer wieder einen Stein auf die Spitze des Berges wälzen muss. Seine Handlungen wiederholen sich, aber sind sie vergeblich? ›Dusty Rusty Hush‹ wurde für eine alte Fabrik geschrieben, in der die Arbeiter ihre Lebensgrundlage verloren haben. Die Themen von Leere und Trennung setzen sich aus den beiden vorherigen Filmen fort. Während wir für Teil I und II Orte der Hochkultur, der Religion, der Natur besuchten, befinden wir uns nun an einem Ort der Industrie und der Underground-Clubkultur. Unsere Musik sickert in jeden Winkel der Welt. Ohne Götter steht unsere Menschlichkeit nun Maschinen gegenüber. Verlieren wir unsere Menschlichkeit, wenn wir unsere Individualität aufgeben, oder gewinnen wir sie, wenn wir uns mit anderen verbinden? Die kreativen Sessions, die ›Dusty Rusty Hush‹ umrahmen, sollten die freie Gestaltungskraft der Musikerinnen und Musiker als Kontrapunkt zum mechanischen Orchester erforschen. Der Komponist und der Dirigent waren zwar im Raum anwesend, aber es waren die Musikerinnen und Musiker, die kreative Autonomie besaßen. Dies legte eine tief verwurzelte Spannung innerhalb eines Symphonieorchesters offen – die des individuellen Ausdrucks innerhalb einer feingeschliffenen und kontrollierten kollektiven Maschine.«

Komponist Ondřej Adámek: »Mein Stück ›Dusty Rusty Hush‹ hat Parallelen mit der aktuellen Situation: Eine große Maschine wird erwartet, sie kommt langsam in Bewegung. Viele Menschen geben all ihre Energie, um sie zu bedienen. Dann sagt jemand ›STOP‹ und alles fährt wieder herunter. Der Industrieraum bleibt leer. Die Stille ist aber so dicht, dass sie ein intensiver Schrei von Hilflosigkeit wird. Dazu passt die Parallele zu einem Technoclub wie das Sisyphos: Leute stehen stundenlang in der Schlange und fragen sich aufgeregt, ob sie hinein dürfen. Dann tanzen sie ein paar Tage im Rhythmus einer großen Maschine, bis sämtliche Energie aus dem Körper entwichen ist und sie ganz erschöpft in die Leere, Stille und Dunkelheit geschmissen werden. Der Club Sisyphos hat sehr viel Charme, es gibt Räume voll von interessantem Licht und industriellem Ambiente. Mein Stück wurde noch nie zuvor so präzise interpretiert, und trotz des fehlenden Publikums waren alle Beteiligten bis zum Äußersten engagiert, voller Überzeugung und Solidarität. Die improvisierten Sessions mit den DSO-Mitgliedern waren eine ganz besondere Erfahrung: total experimentell, riskant, verrückt. Nach und nach fanden die Musikerinnen und Musiker zu ihrer Stimmer, zur Freiheit, Selbstständigkeit und Demokratie. Schließlich kam eine ganz besondere intensive Energie zustande und zuletzt ein sehr starkes Gefühl: ›Wir sind in einer Situation angekommen, wo wir nie zuvor waren und ohne die es diese genaue Konstellation von Zeit, Raum und Menschen niemals geben würde.‹«

Mit seiner Filmtrilogie ›IM EXIL – VON GÖTTERN UND MENSCHEN‹ präsentiert das DSO ein weiteres Projekt in seiner Reihe abwechslungsreicher Produktionen, die über Konzertübertragungen als konventionelle Live-Streams hinausreichen. Mit dem DSO PLAYER hat sich das Orchester eine Plattform geschaffen, um in dieser besonderen Zeit für sein Publikum hör- und sichtbar zu bleiben. Chefdirigent Robin Ticciati will damit »einen Weg in Richtung einer kulturellen Renaissance eröffnen, die es nach der derzeitigen Misere geben wird.«

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Ansprechpartner:

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

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