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Bei ihrem Ensemblekonzert am 30. April widmen sich Mitglieder des DSO dem Thema Raum und Distanz, einerseits als programmatischen Gegenstand der Werke, andererseits als strukturelles Prinzip der Kompositionen und die Form ihrer Aufführung, da die Musikerinnen und Musiker in sicherer, teils sehr weiter Entfernung zueinander spielen.
Das Programm öffnet mit drei kurzen Canzonetten und Madrigalen des englischen Komponisten Thomas Morley, die von Liebe erzählen und der Kraft der Kunst, Unfassbares in schwierigen Zeiten auszudrücken. Darauf folgen zwei Sätze der C-Dur-Cellosuite von Johann Sebastian Bach, der mit seiner Musik nicht nur weite innere Räume erschloss; auch der konzertierende Solist ist ein starkes Symbol für die Distanz, die ein einzelner Mensch braucht, um sich den Zuhörern mitzuteilen; in diesem Fall allein über den Weg der Radio-Live-Übertragung. Die einfachste Form des räumlichen Klangs ist das Echo wie es Joseph Haydn in seinem Streichsextett umsetzte, das von zwei Streichtrios in räumlicher Trennung aufzuführen ist.
Das Streichquintett von Anton Bruckner hingegen veranschaulicht die Distanz zwischen Traum und Wirklichkeit der DSO-Mitglieder, eine Symphonie mit den Kolleginnen und Kollegen aufführen zu können. Der koreanische Wahl-Berliner Isang Yun wiederum versuchte mit seiner East West Miniature II für Oboe und Violoncello die Entfernung zwischen den Kulturen zu verringern. Der argentinische Zeitgenosse Osvaldo Golijov machte die Liebe zu entfernten Menschen zum Thema seiner Komposition ›Mariel‹, in der er sich an seinen verstorbenen Freund erinnert. Das Blechbläserquintett des DSO zeigt anhand von Luciano Berios ›Call (St. Louis Fanfare)‹ und ›Fanfare with Alleluias‹ aus dem Blechbläserquintett von Robert Beaser die kommunikative Ambivalenz von Musik auf.
Am folgenden Tag, den 1. Mai, findet in der Jesus-Christus-Kirche ein Benefiz-Kammerkonzert zugunsten freischaffender Musikerinnen und Musiker statt, das Deutschlandfunk Kultur mit der ROC veranstaltet. Das DSO ist mit zwei Ensembles vertreten: Zum einen spielt das Hornquartett des Orchesters Nikolai Tscherepnins Hornquartett op. 35, zum anderen das Polyphonia Ensemble Berlin Werke von Jan Koetsier, Ludwig van Beethoven und Astor Piazzolla. Darüber hinaus sind an diesem Abend live im Deutschlandfunk Kultur Musikerinnen und Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und des Rundfunkchors Berlin zu erleben.